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Susanne Wintzheimer: Feuer und Flamme für die experimentelle Wissenschaft

Sommerserie “Sechs Fragen an” Forschende des Klaus Tschira Boost Fund 2022

Susanne Wintzheimer, Materialchemikerin und Start unserer Sommerporträts. Foto: K. Selsam for Fraunhofer ISC

Heidelberg/Berlin. Es braucht viel Ausdauer, Energie und jede Menge Tatkraft, um sich in der Wissenschaft zu behaupten. Mit dem Klaus Tschira Boost Fund stärken die Klaus Tschira Stiftung (KTS) und die German Scholars Organization (GSO) Jahr für Jahr exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dabei den Rücken. Die jungen Forschenden erhalten nicht nur Unterstützung beim Aufbau von Kooperationen, sondern auch nachhaltige Impulse für die persönliche Karriereplanung und individuelle Weiterentwicklung. Vor allem aber erhalten sie frei einsetzbare Fördergelder, die Möglichkeiten eröffnen für eigene, mutige Projekte. In einer kleinen Sommerserie stellen wir drei der diesjährigen Geförderten vor.

Heute: Susanne Wintzheimer, Materialchemikerin

Susanne Wintzheimer stammt aus Unterfranken und hat nach dem Studium der Funktionswerkstoffe in Würzburg an der Universität von Bordeaux 2017 in Chemie promoviert. Seit 2020 forscht sie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit ersten eigenen Projekten und arbeitet zudem seit 2021 am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg als wissenschaftliche Leitung der Abteilung Partikeltechnologie. Seit 2022 ist sie Fellow des Klaus Tschira Boost Fund.

Wie kam es dazu, dass Wissenschaft Ihr Arbeitsgebiet wurde?

Schon in der Schule machte es mir mehr Spaß, die Antworten auf Fragen selbst herauszufinden, als jemanden danach zu fragen. Und seit den ersten Schulexperimenten in Biologie, Chemie und Physik bin ich Feuer und Flamme für die experimentellen Wissenschaften. Da sich daran auch während des Studiums wenig änderte, stand schnell fest, dass die Arbeit in der Forschung mein Traumberuf ist.

Was fasziniert Sie konkret?  

Im Bereich der Materialforschung begeistert mich die Möglichkeit, eine Idee, die einmal als Konzept im Kopf entstanden ist, begleiten zu können: Von den ersten Versuchen im Labor bis zu einem Objekt, das man in der Hand halten kann, oder möglicherweise sogar bis zu einem Produkt, das in einem Verkaufsregal eines Geschäfts steht. In den Materialwissenschaften haben wir oft zuerst eine Anwendung oder eine Funktionalität vor Augen, die zu erreichen erstrebenswert ist, und überlegen uns dann, wie ein Material aussehen sollte, das den Anforderungen gerecht werden könnte. Beispiele dafür können in allen Lebensbereichen gefunden werden, seien es schmutzabweisende Beschichtungen für Solarzellen, biologisch abbaubare Kunststoffverpackungen oder 3-D gedruckter Gewebeersatz.

Wie würden Sie einem Kind Ihre Forschungsarbeit erklären?

Stell dir vor, du hast viele Bausteine in verschiedenen Farben und Formen. Es gibt zum Beispiel viele rote Würfel, aber auch grüne Zylinder oder blaue Quader. Kombiniert man jetzt nur die roten Würfel miteinander, erhält man ein Gebilde, das natürlich – wie seine Bausteine auch – nur rot ist. Allerdings kann es in seiner Form nicht nur einen Würfel darstellen, sondern fast beliebig viele andere Formen annehmen. Geht man jetzt noch weiter und kombiniert die roten, grünen und blauen Bausteine, dann erhält man kunterbunte Bauwerke, die jede erdenkliche Form annehmen können.

In meiner Forschung sind Nanopartikel die Bausteine. Es gibt sie in unterschiedlichsten Materialien und mit den unterschiedlichsten Eigenschaften. Durch die Kombination von vielen dieser Nanopartikel in einem Suprapartikel kann man diese Eigenschaften einerseits kombinieren, andererseits aber auch Überstrukturen und Eigenschaften erschaffen, die die einzelnen Nanopartikel alleine nicht liefern könnten. So versuchen wir einerseits, viele bekannte nützliche Eigenschaften von Nanopartikeln für eine Anwendung zugänglich zu machen, und andererseits zu erforschen, welche neuartigen Eigenschaften erhalten werden können, um neue und umweltfreundlichere Materialien zu entwickeln, beispielsweise für die Katalyse, für den Einsatz in Sensoren oder als Kunststoffmarkierung, um deren Recycling zu vereinfachen.

Was ermöglicht Ihnen der Klaus Tschira Boost Fund, das sonst nicht möglich wäre?

Die Förderung ermöglicht mir ein interdisziplinäres, risikobehaftetes Forschungsprojekt, für das ich sonst keine Umsetzungsmöglichkeit hätte und das eine Schlüsselrolle in meiner weiteren wissenschaftlichen Laufbahn einnehmen könnte. So hoffe ich, dass ich basierend auf positiven Projektergebnissen in den nächsten Jahren eine Nachwuchsgruppe gründen und mich habilitieren kann. Außerdem hoffe ich, dadurch in ein interdisziplinäres Netzwerk integriert zu werden und interessante neue Kontakte knüpfen zu können.

Was erfüllt Ihr Herz jenseits der Arbeit?

Mein Mann und meine Kinder, Familie, Freunde, Ausflüge in die Natur und unser blühender Garten.

Lektüre? Wenn ja, was und in welcher Form?

Zusammen mit meinem vierjährigen Sohn neben Kinderbuchklassikern zurzeit alles, was mit Dinosauriern zu tun hat. Da ich momentan leider nicht so oft einen ruhigen Augenblick finde, um ein Erwachsenenbuch zu lesen, höre ich während den Autofahrten zwischen meinen Arbeitsorten gerne Hörbücher – am liebsten Kriminalromane, die mit etwas Humor gewürzt sind.

 

Kontakt:

Klaus Tschira Stiftung

Kirsten Baumbusch

Kommunikation

Telefon: 06221-533-177

E-Mail: kirsten.baumbusch@klaus-tschira-stiftung.de

 

Hintergrund:

Die Klaus Tschira Stiftung

Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de